Objekt im Raum / Fragment oder Konstruktion?

Mittwoch, 14. Juni 2023 19:00 Uhr bis Sonntag, 16. Juli 2023 18:00 Uhr

Helmuth Gsöllpointner, Heidulf Gerngross, Klaus Rinke, Hans Kupelwieser, Michael Kienzer kuratiert von Thomas Redl

Vernissage am Mittwoch, 14. Juni 2023 um 19 Uhr 

Stadtgalerie, Oberer Stadtplatz 32, 3340 Waidhofen/Ybbs 

Begrüßung: Klaudia Stöckl, Raumimpuls 

Eröffnung: Mag. Gudrun Schindler-Rainbauer, Kulturstadträtin 

Zur Ausstellung spricht Thomas Redl, 

Herausgeber fair-Magazin für Kunst und Architektur

 

Kuratorenführung: Samstag, 17. Juni 2023, 13.00 

danach Eröffnung der Sommerausstellung der Sammlung Urban 


Künstlergespräch: Samstag, 1. Juli 2023, ab 14.00 

Mit Helmut Gsöllpointner, Heidulf Gerngross, Michael Kienzer und Peter Noever (Direktor Emeritus vom MAK Wien).

Moderation: Thomas Redl (Kurator der Ausstellung)

 

Ausstellung: 16. Juni – 16. Juli 2023 

Fr 16–19 Uhr, Sa 10–13 Uhr, So 15–18 Uhr


Die Ausstellung stellt generell die Frage: In welchem Verhältnis steht heute das künstlerische Objekt im Bezug zu seinem Umraum und zu seiner eigenen Geschichte. Ist es ein Fragment, ein fragmentarisches Stückwerk oder ist es ein raumbildendes, konstruktives Element. Wie hat sich der Begriff des Objekts, der Skulptur seit der Nachkriegsmoderne erweitert und wie definiert sich heute der Objektbegriff im Kontext aktueller pluralistischer Kunstströmungen. 

Die hier ausgewählten Künstler aus verschiedenen Generationen – Helmuth Gsöllpointner, Klaus Rinke, Heidulf Gerngross, Hans Kupelwieser und Michael Kienzer – haben sich in ihren Werken auf unterschiedliche Weise mit diesen Fragen beschäftigt und sehr spezifische künstlerische Methoden entwickelt. Somit zeigen sie in ihren Werken exemplarisch die Vielfältigkeit des zeitgenössischen Skulpturen- bzw. Objektbegriffs. Die Auseinandersetzung mit dem Raum, dem Umraum und mit prozesshaften Abläufen ist bei all diesen Künstlern sichtbar, führt aber zu je ganz unterschiedlichen Ergebnissen in der künstlerischen Arbeit.  

So ist zum Beispiel Helmuth Gsöllpointner ein Vertreter der klassisch konstruktiven Plastik und ist in der Traditionslinie der russischen Konstruktivisten und des Bauhauses zu verstehen. Er hat durch seine variablen Expansionsplastiken, die hochkomplexe, sich im Raum expandierende geometrische Formen ergeben, den Objektbegriff erweitert. 

Im Vergleich dazu hat Heidulf Gerngross, von der Architektur kommend, in seiner elementaren Beschäftigung mit Architektur, Raum und Form ein eigenes modulares Formenvokabular entwickelt – den Archiquanten, definiert als Architekturteilchen zur Proportionierung des räumlichen Gestaltens. Mit diesem Gestaltungsmodul, dass er auch in der Architektur und in der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen einsetzt, entwickelt er künstlerische Objekte, die im Formenspiel jeweils variabel veränderbar sind und den Benützer somit aktiv am Gestaltungsprozess teilhaben lassen.

Im Spannungsfeld dazu verkörpern die Arbeiten von Klaus Rinke, Hans Kupelwieser und Michael Kienzer den freien, spielerisch prozesshaften Umgang mit der Form und auch gleichzeitig die Auflösung der Form ins Fragmentarische.

Klaus Rinke, dessen Werk der Avantgardebewegungen der 1970er und 1980er Jahre zuzuordnen ist, hat den Begriff des Objekts für sich neu definiert, indem er Körper, Raum und Zeit in prozesshafte Spannungsverhältnisse setzte. Seine performativen Körper-Raum Arbeiten und seine Wasserobjekte gehen nicht mehr von einem statischen Objektbegriff aus.

In Hans Kupelwiesers Auseinandersetzung mit Objekt und Raum ist ein experimenteller Umgang mit Material und Form zu finden, wo die sozusagen zufällige und gleichzeitig doch gesteuerte Formfindung eine zentrale Rolle spielt. Seine Plastiken ergeben sich unter anderem aus dem Widerstand des Materials und seiner mechanischen Verformung.

Michael Kienzer wiederum verwendet in seinen aktuellen Werken vorwiegend Elemente aus der industriellen Produktion (Formrohre, Eisenprofile, Bleche und ähnliches), die er als Formfragmente in neuen Konstellationen als Raumobjekte installativ einsetzt.

So treffen in dieser Ausstellung geometrisch konstruktive auf prozesshafte, fragmentarische Positionen aufeinander und bilden ein Spannungsfeld unterschiedlicher Methoden des künstlerischen Arbeitens mit dem Objekt im Raum.


Erweitert wird die Ausstellung durch die Installierung von Objekten im öffentlichen Stadtraum von Waidhofen/Ybbs. Im Park des Rothschild Schlosses werden Plastiken von Hans Kupelwieser, Michael Kienzer und Heidulf Gerngross aufgestellt.


Kurator der Ausstellung ist Thomas Redl (Herausgeber des fair-Magazins).